Oldtimer sind nicht nur beliebt. Für viele gelten die automobilen Klassiker auch als stabile Wertanlage. Der „Deutsche Oldtimer-Index“ (DOX) gibt jedes Jahr Auskunft über die Preisentwicklung dieser Fahrzeuge. Doch nicht alles, was alt ist und fährt, ist Gold. Zudem sollte man genau prüfen, was man sich in die Garage stellt.
Eine alte Regel unter Börsenhaien lautet: Bei drohender Inflation investiert man am besten in Sachwerte. Also Gold und Immobilien. Für manche sind auch Oldtimer eine Alternative. Allerdings mit Einschränkungen. Zumindest wenn es nach dem DOX geht. Dem was bitte? Wird sich jetzt der eine oder andere fragen. Die Auflösung lautet: Deutscher Oldtimer-Index, der jährlich vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlicht wird und eine Trendaussage über die Wertentwicklung von Oldtimern gibt. Grundlage für den DOX sind die Daten der Oldtimer-Bewertungsspezialisten von „classic-analytics“, die sich auf 88 repräsentative Fahrzeuge stützen. Diese Liste wird regelmäßig aktualisiert.
Der Oldtimermarkt bleibt stabil
Der Stichtag für die Ermittlung der Entwicklung ist jeweils der 1. Januar. Zu diesem Zeitpunkt erreichte der DOX genau 2.985 Punkte. Das entspricht einem Zuwachs von 1,85 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Wertentwicklung erneut unter der Inflationsrate. Die Experten von „classic-analytics“ schätzen die Situation auf dem Oldtimermarkt als stabil ein. Langfristig gesehen, sind Oldtimer durchaus eine lohnende Geldanlage: Der DOX wird seit 1999 berechnet. Damals wurde der Basiswert auf 1.000 Punkte festgelegt. Ausgehend von dieser Zahl entspricht der aktuelle Punktestand einer Wertsteigerung in Deutschland von 198 Prozent.
Besonders seltene und teure Fahrzeuge werden nicht berücksichtigt, obwohl deren Wertzuwachs vor allem prozentual auf den ersten Blick ziemlich imposant wirkt. Doch wer nur auf die nackten Zahlen schaut, springt zu kurz. Die (hohen) Kosten für Versicherung, Lagerung, Instandhaltung oder Restaurierung müssen in die Gesamtbilanz einbezogen werden. Eine seltene Preziose, die ungepflegt in einer Garage ihr Dasein fristet, bringt schwerlich den erhofften stattlichen Gewinn. Wer die schnelle Rendite im Sinn hat, muss auf dem Oldtimer-Markt mit Vorsicht agieren und sich vom großen Reibach verabschieden.
Dies zeigt sich auch bei genauerer Betrachtung der Wertentwicklung: Der Wert der Top-10-Oldtimer des DOX hat sich im Durchschnitt um 18,5 Prozent erhöht. Unter den zehn Gewinnern befinden sich sechs Fahrzeuge aus dem Ausland. Diese Oldtimer sind in der Anschaffung nicht so teuer, haben dennoch Charme und deswegen oft ein deutlich größeres Wertsteigerungspotenzial als deutsche Oldtimer. Wer sich einen alten Porsche 911 in die Garage stellen will und sieht, welche Preise für den Klassiker aus Zuffenhausen aufgerufen werden, kann ein Lied davon singen.
Diese "Exoten" gewinnen an Wert
Hier ein paar Beispiele der vermeintlichen Exoten, die deutlich an Wert gewonnen haben.
- Matra Bagheera aus Frankreich (Zuwachs: 98,6 Prozent)
- Ford Taunus 20 M (23,8 Prozent)
- Renault R4 5TL (12 Prozent),
- Opel Rekord C 1700 (11,4 Prozent)
- Ford Capri I 2000 GT (11,1 Prozent)
- Toyota MR-2 (9,2 Prozent)
- VW W181 Kübel (6,9 Prozent)
- Buick Riviera (4,9 Prozent)
- Ferrari 328 GTS (3,7 Prozent)
- Triumph Spitfire 1500 (3,6 Prozent)
Diese Klassiker verlieren an Wert
Wo Licht, da ist auch Schatten. Die zehn Fahrzeuge mit der schlechtesten Entwicklung sind im Schnitt um 4,4 Prozent billiger geworden. In dieser Liste befinden sich auch einige deutsche Klassiker:
- BMW 2002 (-9,1 Prozent)
- VW Käfer 1303 (-6,5 Prozent)
- BMW Neue Klasse (-6,1 Prozent)
- VW-Porsche 914 2.0 (-5,4 Prozent)
- Porsche 356 1600 SC (-4,8 Prozent)
- MGB MK III (UK, -4,6 Prozent)
- Austin Healey MK III (-3,1 Prozent)
- Ford Thunderbird Cabrio (-2 Prozent)
- Opel Admiral 2800 (-1,7 Prozent)
- Chevrolet Corvette ( -0,7 Prozent)
Der Mercedes W123 300 D legt ordentlich zu
Wenn man sich den DOX über die letzten fünf Jahre anschaut, zeigt sich, dass Oldtimer in Zeiten großer Zäsuren wie Inflation oder Corona zumindest nicht an Wert verloren haben. Dieser Index hat zwischen 2019 und 2024 um 21,7 Prozent zugelegt, was in etwa der Inflation in diesem Zeitraum entspricht. Auch hier lohnt sich ein Blick auf die zehn Spitzenreiter, die im Mittel um immerhin 84,2 Prozent zugelegt haben. Diese Liste beinhaltet einige bekannte Automobile und Ostalgie-Schätzchen wie den Trabant:
- Ford Capri 2000 GT (+122,2 Prozent)
- Matra Bagheera (+98,6 Prozent)
- Volkswagen K70 L (+92,7 Prozent)
- Passat I LS (+92,7 Prozent)
- Ford 20 M (+85,7 Prozent)
- VW 412 L (+76,5 Prozent)
- Trabant P 601 (+75 Prozent)
- Mercedes W123 300 D (+73,5 Prozent)
- Opel Rekord C 1700 (+62,5 Prozent)
- Toyota MR-2 (+62,5 Prozent)
Kein Mercedes unter den Top-Verlierern
Der Ausflug in den Tabellenkeller der unteren Zehn, deren Wert im Durchschnitt um 5,7 Prozent gesunken ist, fördert interessante Erkenntnisse und ebenfalls einige „alte Bekannte“ zu Tage, die man schon gerne sein Eigen nennt:
- Porsche 356 1600 C Coupé (-11,1 Prozent)
- BMW 3,0 CSI (-11,1 Prozent)
- Austin Healey 3000 MK III (-7 Prozent)
- Jaguar XJ 6 4,2 (-5,6 Prozent)
- Fiat 500 F (-5,6 Prozent)
- VW-Porsche 914 2.0 (-5,4 Prozent)
- Jaguar E-Type V12 S3 Cabrio (-4,3 Prozent)
- Buick Riviera (-3,5 Prozent)
- Ford Thunderbird Cabrio (-2 Prozent)
- Alfa Romeo 2000 GTV (-1,3 Prozent)
So sehen die letzten 25 Jahre aus
Da der DOX seinen 25. Geburtstag feiert, haben die Analysten auch diesen Zeitraum genauer unter die Lupe genommen. Im Durchschnitt stieg der Index um 5,6 Prozent pro Jahr. Die Top zehn Oldtimer schaffen sogar 8,2 Prozent. Das führt zu erstaunlichen Wertsteigerungen in der Rangliste, in der so manches Objekt der automobilen Begierde zu finden ist:
- BMW 3er (E21, 320/6) (+691 Prozent)
- Mercedes W198 300 SL-Coupé (+689,5 Prozent)
- VW Bus T2 (+687,5 Prozent)
- VW Käfer 1300 (+681 Prozent)
- W123 300 D (+672,7 Prozent)
- Ford Escort 1100 S (+580 Prozent)
- Citroen 2 CV (+575 Prozent)
- VW 412 L (#552,2 Prozent)
- Ford Capri 2000 GT (+545,2 Prozent)
- BMW 735 i (E23) (+527,6 Prozent)
Rolls Royce Silver Shadow I mit der geringsten Wertentwicklung
Geht man die Rangliste ganz nach unten durch, haben die letzten zehn platzierten Oldtimer jährlich im Schnitt um 2,1 Prozent zugelegt, also den Besitzer nicht in den Ruin getrieben. Überraschung! Die Nummer eins mit der geringsten Wertentwicklung der letzten 25 Jahre ist der Rolls Royce Silver Shadow I. Andere Vertreter der ehemals ruhmreichen britischen Automobilindustrie schneiden ebenfalls nicht besonders gut ab:
- Rolls Royce Silver Shadow I (+ 51,7 Prozent)
- Austin Healey 3000 MK III (+ 52,7 Prozent)
- Ford Thunderbird (+56,3 Prozent)
- MGB MK III (+57,1 Prozent)
- Triumph TR6 (US- Version, +65,5 Prozent)
- Volvo P544 (+71,7 Prozent)
- Buick Riviera (+72,8 Prozent)
- Fiat 124 Sport Spider (+75,8 Prozent)
- Mazda MX5 (+91,5 Prozent)
- Cadillac Eldorado (+100 Prozent)
Beim Kauf eines Oldtimers gelten die gleichen Regeln wie beim Erwerb eines modernen Automobils. Wer sich einen automobilen Klassiker in die Garage stellen will, sollte stets einen Experten hinzuziehen, der das Fahrzeug begutachtet. So erspart man sich unliebsame Überraschungen.
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